Germany
Kreislaufwirtschaft und Recycling als Schlüsselstrategie für den Klimaschutz?
23/03/2024
CEO-Corner, Geschäftsführung, Einweg, Klima | Ein Beitrag von John Galvin, Vorsitzender der Geschäftsführung, CCEP Deutschland
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23/03/2024
CEO-Corner, Geschäftsführung, Einweg, Klima | Ein Beitrag von John Galvin, Vorsitzender der Geschäftsführung, CCEP Deutschland
In Deutschland und Europa wird aktuell viel über Verpackungen und Klimaschutz diskutiert. Ein Grund sind verschiedene gesetzliche Regelungen, die erarbeitet und zukünftig auf den Weg gebracht werden sollen, darunter die EU-Verpackungsverordnung. Das Ziel: Klimaschutz – eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Ein Ziel, das wir bei Coca-Cola Europacific Partners Deutschland (CCEP DE) mit unserem Aktionsplan Nachhaltigkeit „Handeln. Verändern“ ebenfalls unterstützen. Bis 2040 wollen wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral sein. Einer unserer größten Hebel in Deutschland auf unserem Weg dorthin sind Verpackungen. Diese stehen immer noch für rund ein Drittel unseres CO2-Fußabdrucks. Deshalb müssen wir handeln – und haben damit bereits begonnen.
Auf der „EUROPE 2024“, einem Event, auf dem Entscheider*innen aus Europa über aktuelle und brisante Themen sprechen, habe ich mich an der Diskussion zu Verpackungen und Klimaschutz beteiligt. In einem Panelgespräch mit Dr. Bodo Linscheidt und Emmanuelle Maire drehte sich alles um die Frage: Sind Kreislaufwirtschaft und Recycling Schlüsselstrategien für den Klimaschutz? Meine beiden Gesprächspartner*innen sind im Bundesumweltministerium und der EU-Kommission jeweils für die Entwicklung einer nachhaltigen Konsum- und Produktpolitik mitverantwortlich.
Der Blick weltweit zeigt, dass der Umgang mit Plastikflaschen für Getränke immer noch eine große Aufgabe ist. Trotzdem greift die simple Schwarz-Weiß-Betrachtung, Mehrweg sei gut und Einweg sei schlecht fürs Klima, heute viel zu kurz, denn in Sachen Nachhaltigkeit hat sich hier sehr viel getan. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie nachhaltig eine Verpackung ist, beispielsweise vom Transportweg, dem Gewicht, den Wiederbefüllungen und dem Anteil an recyceltem Material.
Ein prägnantes Beispiel: Besteht eine PET-Einwegflasche vollständig aus recyceltem Material, hat sie einen bis zu 50 Prozent geringeren Fußabdruck als eine Flasche aus neuem Plastik. Mit einem Flasche-zu-Flasche-Kreislauf für PET-Flaschen, den wir in Deutschland heute schon mit rund 90 Prozent recyceltem PET umsetzen könnten, wären wir in der Lage jährlich rund 214.000 Tonnen neuen Kunststoff einzusparen. Das haben das Institut für Energie- und Umweltforschung und die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung in einer gemeinsamen Studie gezeigt.
Bei allen Diskussionen um den Klimaschutz dürfen wir auch die Verbraucher*innen nicht vergessen. Sie kaufen Getränke in der Verpackung, die am besten zu ihren Bedürfnissen in der jeweiligen Trinksituation passt: zum Beispiel die leichte PET-Einwegflasche auf dem Weg zum Sport, für die Erfrischung unterwegs die Dose oder die Glasflasche im Restaurant. Das ist auch ein Grund dafür, warum über die vielen Jahrzehnte, in denen wir Getränke in Deutschland produzieren und vertreiben, so viele verschiedene Verpackungsarten und Größen entstanden sind. Deshalb arbeiten wir seit vielen Jahren sowohl in Deutschland als auch weltweit daran, alle unsere Verpackungen – ob Einweg oder Mehrweg – so nachhaltig wie möglich zu machen.
Das Besondere in Deutschland: Wir haben seit Jahren etablierte Pfandsysteme für Einweg und Mehrweg. Gemäß einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung aus dem Jahr 2021 werden rund 98 Prozent aller PET-Getränkeflaschen in Deutschland – ob Einweg oder Mehrweg – wieder eingesammelt. Sie können wiederbefüllt oder recycelt werden. Außerhalb von Deutschland sind wir noch nicht so weit. Deshalb hat Coca-Cola 2018 das Programm „World Without Waste“ (Deutsch: Eine Welt ohne Müll) ins Leben gerufen. Die Verpackungsinitiative hat das Ziel, Kreisläufe zu schaffen, so dass Getränkeverpackungen gesammelt, wiederverwendet und recycelt werden und eben nicht als Müll in der Umwelt oder in den Ozeanen landen.
Verpackungsabfall ist in der Europäischen Union ein großes Problem. Mit den Regeln in der neuen Verpackungsverordnung sollen auch verpflichtend Pfandsysteme für Einwegplastikflaschen und Dosen in allen Mitgliedsstaaten eingeführt werden. Ziel ist es, künftig 90 Prozent dieser Getränkeverpackungen getrennt zu sammeln. In Deutschland haben wir bereits erfolgreiche Pfandsysteme, die das tun.
Auch beim Thema Mehrweg wird es Vorgaben aus Brüssel geben. Ab 2030 sollen die Letztvertreiber von alkoholfreien sowie alkoholischen Getränken mindestens zehn Prozent in Mehrwegverpackungen verkaufen. Ab 2040 gilt eine zunächst unverbindliche Zielquote von 40 Prozent. Die Mitgliedstaaten können mit nationalen Mehrwegquoten über Vorgaben hinausgehen und auch Mehrwegquoten für weitere Getränkesegmente erlassen.
Wir begrüßen, dass nun eine - wenn auch vorläufige - Einigung zur EU-Verpackungsverordnung gefunden wurde. Eine vollständige abschließende Bewertung ist aber noch schwierig, da Details immer noch analysiert werden müssen. Damit lassen sich die Auswirkungen auf den deutschen Markt nicht final beurteilen.
Was man sagen kann: Es ist gut, dass EU-weit künftig Pfandsysteme eingeführt werden müssen. Dafür haben wir uns in den Beratungen zur EU-Verpackungsverordnung eingesetzt. Grundsätzlich finden wir es richtig, wenn es auch im Verpackungsbereich zu einheitlichen europäischen Regelungen kommt. Deshalb sehen wir die EU-Verpackungsverordnung, die dann ja unmittelbar in den Mitgliedstaaten gelten wird, als Chance.
Wir haben bei Coca-Cola weiterhin große Herausforderungen beim Hebel „Verpackungen“, um unser Klimaziel zu erreichen:
Einiges davon mag aktuell noch wie Zukunftsmusik klingen. Aber ich bin mir absolut sicher, dass wir die technologischen Herausforderungen mit unserer einzigartigen „Can do“-Mentalität lösen werden. Wir bei Coca-Cola Europacific Partners sind bereit für die Zukunft.
Titelbild: Phil Dera